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Hartwig Henkel – “Grundlagen des biblischen Lebensstils“, Teil 7 – Gottes Gerechtigkeit (65:00 bis 70:00)

 

Jemand sagte zu mir: Weißt du, ich musste die halbe Nacht – oder war es auch die ganze? Ich weiß nicht mehr genau. – Ich musste die halbe Nacht beten bis Gott mir vergeben hat.

Wenn man sich nicht auskennt in der Bibel, man denkt, wow, was für ein Glaubensheld, ich weiß nicht, ob ich das geschafft hätte, die ganze Nacht durchbeten wegen Vergebung. Aber was für ein Vorbild, was für ein Glaubensheld.

Aber wenn wir etwas wissen über Gnade, dann denken wir: Was für ein armer Mensch! Offensichtlich hat er das so einsortiert, dass seine Gebetsleistung irgendwann Gott weich gebetet hat und dann hat Gott gesagt: Okay, wollte ich eigentlich nicht, aber gut, dann vergebe ich dir doch.

Vergebung kommt aus Gnade, weil Gott gnädig ist und nicht, weil wir lange oder kurz beten. Das hat nichts mit beten zu tun. Es hat nur etwas mit Wahrheit zu tun, wir kehren um zur Wahrheit, das kann man in einer Sekunde tun, und dann haben wir zu glauben. Was dieser arme Mensch meinte, ist, er musste so lange beten bis er *gefühlt* hat, dass die Schuld weg ging, die Schuldgefühle.

Und ich kann mich erinnern als junger Gläubiger, als ich diese Dinge nicht gekannt habe, ich habe auch gemeint, viel beten hilft gegen viel Schuldgefühle. Beten ist nicht ein Mittel, die Schuldgefühle rauszukehren, sondern die Schuldgefühle gehen durch Glauben. Wenn ich wirklich glaube, Gott vergibt – eben aufgrund dieser Schriftstelle 1 Joh 1,9.

1 Joh 1,9
Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit.

Wenn ich das wirklich glaube, dass Gott vergibt, dann komme ich zu ihm und sage: Hier war ich nicht nett zu meiner Frau, das war nicht in Ordnung, vergib mir und sofort bei nächster Gelegenheit, dann werde ich zu ihr eilen und ihr dasselbe sagen, was ich dir gesagt habe und ihr gegenüber meine Sünde so nennen wie ich sie dir gegenüber gesagt habe. Und ich danke dir für Vergebung. Schluss, fertig, aus. Reinigung inklusive.

Wenn dann noch die Schuldgefühle danach da sind, dann sind sie nicht deswegen da, weil ich nicht ernsthaft genug gebetet habe oder weil ich zu wenig gebetet habe. Sondern sie sind einfach da, weil unsere Seele noch wenig trainiert ist in den neuen Wegen des Geistes. Und dann haben wir nicht zu sagen: „Ja, ich dachte, Gott hätte mir vergeben, aber die Schuldgefühle sind ein klarer Beweis, Gott hat mir nicht vergeben“. Das ist ein typisches Beispiel, dass wir „im Sichtbaren wandeln“ und nicht im Glauben wandeln. Und dann versuchen wir durch Fasten, durch Beten, durch Tränchen rausquetschen oder irgend so etwas, versuchen wir, uns dahin irgendwie zu überzeugen, dass Gott jetzt doch irgendwie uns vergeben hat. Und das ist der wichtige Punkt im Hebräer-Brief: Nach dem Opfer von Golgatha gibt es für unsere Sünde kein weiteres Opfer mehr.

Heb 10,18
Wo aber Vergebung dieser Sünden ist, gibt es kein Opfer für Sünde mehr.

Und ich sage dir: Es wird in neutestamentlichen Gemeinden sehr, sehr viel verkehrte Opfer gebracht, sehr, sehr viel verkehrte Opfer. Nicht, dass wir da alle mit blutbesudelten Schürzen als Pastoren rumlaufen würden und im Gottesdienst da die Lämmlein schlachten oder irgend so etwas. Aber was du sehr, sehr häufig siehst bei dir oder vielleicht auch bei anderen: Jemand ist in Sünde gefallen, hat Gott ernsthaft um Vergebung gebeten, hat auch irgendwie das auch in Anspruch genommen, aber dann in der Zeit der Anbetung, wo wir Gottes Nähe genießen wollen und sollen – wir wollen nicht nur, wir sollen auch! Weil Seine Liebe die einzige motivierende Schubkraft ist, die wir hier haben auf der Erde. So, wir sollen zu Ihm kommen – auch gerade als Gemeinde, als Volk Gottes, und sollen dort ihn erleben. Und der Heilige Geist will kommen und will uns Gott groß machen, dass wir das große Hallelujah singen.

Okay, und was tun wir dann oder der arme Mensch, der eben noch nicht richtig frei ist von diesem Opferdenken? Er sitzt dann hinten in der letzten Ecke hinter der Säule, ganz bedröppelt, und sagt sich: Naja, heute kann ich nicht mitfeiern, das wäre ja frivol, das wäre ja sozusagen ein Schlag in das Gesicht Gottes wenn ich jetzt aufstehen würde, würde die Hände heben und mich freuen – „mein lieber Papi, Hallelujah, ich bin so froh, dass du mich liebhast und dass alles zwischen uns in Ordnung ist, oh, du bist so gut, und ich brauche deine Liebe“ – das wäre wirklich schon fast wie Gotteslästerung, das kann man doch nicht tun! Eben noch gesündigt und jetzt willst du wieder die Freude am Herrn haben?! Wo kommen wir denn da hin?! Das ist ja ein bisschen zu billig!

Mit anderen Worten: Ich muss erstmal ein kleines oder wenn es eine größere Sünde war, auch ein größeres *Opfer* bringen. Was ist das Opfer, das ich bringe? Ein Verzicht auf Gottes Nähe, auf das ich meine, verzichten zu müssen!

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