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Hartwig Henkel – “Gemeinde nach Gottes Plan (Lübeck)“, Teil 2 (20:00 bis 25:00)

Warum muss er den lernen? Weil der so anders ist als der Lebensstil, den er Jahrzehnte lang vorher, vor seiner Bekehrung, gelebt hat und eingeübt hat. All die Ideen, all die Werte, all die Vorstellungen, was ist „normal“, was ist „richtig“, was hat jetzt Priorität? All diese Dinge sind völlig anders im Leben eines Jüngers als vorher.

Und da war ganz klar die Idee, das muss ein zielgerichtetes Unternehmen sein, ein Programm sein, das muss ein Prozess sein, wo wir Menschen formen und ihnen diesen Lebensstil des Reiches Gottes beibringen.

Denk einmal an einen Azubi, an einen Lehrling. Wie ist das? Der möchte gerne diesen Beruf lernen, was weiß ich? Der will jetzt Bäcker werden oder KFZ-Mechatroniker oder keine Ahnung. Das ist sein Wunsch. Er möchte diesen Beruf erlernen. So, dann geht er hin, macht Vorstellunggespräch, da wird er interviewt, am Schluss dann entscheiden sie sich: Okay, wir nehmen diesen jungen Mann.

Dann was? Sagt dann der Bäckermeister: Pass auf, du musst einfach nur jeden Tag kommen und dich ein paar Stunden hier in der Backstube aufhalten. Und wenn du das treu machst, drei Jahre, dann kriegst du ein Zertifikat und dann bist du ein Bäckergeselle und dann darfst du andere ausbilden. Was du da machst in der Zeit ist eigentlich nicht so wichtig, hauptsache, du bist da, du machst dein Häkchen oder mit der Zeitkarte oder wie auch immer – du belegst deine Anwesenheit und was du da tust, ist unwichtig. Aber nach drei Jahren kriegst du dein Dokument, und dann bist du ein Geselle im Bäckerhandwerk.

Ihr guckt mich an als wie „hat der noch alle, oder wie?“. Natürlich funktioniert es nicht so! Es gibt einen Ausbildungsplan, es gibt konkrete Lernziele, und es gibt die Idee, ich Geselle – du Lehrling. Und ich bringe dir bei, was du zu tun hast. Ich bin jetzt dein Vorgesetzter und ich sage dir, was und wie du hier Dinge tust. Und der Lehrling hat das vorher verstanden und hat unterschrieben.

Wer hat ihn gezwungen dazu? Der Geselle? Nein, er hat gesagt: Ich will diesen Beruf lernen.

Und mit seiner Unterschrift hat er erklärt, ich stimme überein mit den Bedingungen des Lehrplans. Er kann nicht hinterher sagen: Ich habe mich ja jetzt angemeldet, ich hab auch unterschrieben, die Lehre läuft also jetzt, aber da gibt’s ein paar Punkte, da müssen wir nochmal drüber reden. Also, 3:30 Uhr in der Backstube stehen? Das ist ehrlichgesagt für mich ein bisschen ungewohnt und ich schlage vor: 7 Uhr, 8 Uhr – das könnte ich schaffen. Okay?

Ne – der Geselle sagt: Nicht okay! Es wird nicht nachverhandelt! Du hast vorher alles gewusst, du hast unterschrieben. Was du jetzt noch machen kannst, du kannst von deiner Unterschrift zurücktreten, kannst sagen: Ja, bei Lichte betrachtet – eigentlich ist Bäckerhandwerk doch nicht so das. Außerdem habe ich eine Mehlstauballergie. Wenn ich dann vielleicht noch sogar in Berührung kommen würde mit Mehl – das geht ja überhaupt nicht.

Und er kann zurücktreten, es ist alles freiwillig. Aber solange er nicht zurücktritt, hat er ein volles „Ja“, 100%iges „Ja“ gegeben zu den einzelnen Maßnahmen, die dort praktiziert und gelehrt werden und in die er hineingebracht werden soll.

Den Inhalt des Lehrvertrages kann er nicht verändern. Ist das so im Leben? War schon jemand mal in einer Ausbildung oder ist vielleicht Ausbilder? Ist es da so? Oder ist da so der Ausbilder und der Lehrling auf Augenhöhe und die können da nochmal verhandeln und der kann dann so seine Wünsche geben? „Also das Lehrlingsgehalt müsste erstmal um das dreifache erhöht werden und die Zeiten sollten reduziert werden“ – ist das so?

Da gibt es ein System und der Lehrling kommt dort hinein, fertig, aus. So ist es. So funktioniert es im Leben.

Und da steht nicht zigtausende von jungen Leuten auf der Straße: Wir protestieren gegen dieses ungerechte, autoritäre Ausbildungssystem! Da gibt es Gesellen, die wollen uns sagen, was wir zu machen haben und wie wir uns zu benehmen haben!

Die Sparkassenangestellten stehen auf der Straße und demonstrieren: Wir sind gegen den Schlips-Zwang.

Nein, wenn du Sparkassenangestellter werden willst, dann wird von dir verlangt, vom ersten Tag an, in der Sparkasse trägst du eine Krawatte.

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