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- (c) Hartwig Henkel, http://hand-in-hand.org/
Lasst uns einmal gehen zu Apostelgeschichte 20. Ich werde mir jetzt nicht die Mühe machen, das noch aus dem Wort zu belegen, dass es keine Gemeinde gibt, die von einem Pastor geleitet wird – das kannst du selber dir mit Leichtigkeit heraussuchen. Auch hier in dieser Passage übrigens, siehst du diesen wichtigen Punkt. Paulus ist auf dem Weg nach Jerusalem, und er kommt in Ephesus vorbei, er möchte sich verabschieden von der Gemeinde. Und er will aber nicht in die Gemeinde kommen, sondern er will nur die Leiterschaft treffen. Und er ruft an einem besonderen Ort die Ältesten zusammen und trifft sich mit dem Ältesten.
Frage: Warum hat er den Pastor nicht eingeladen? Das wäre doch ein Affront – er lädt die Ältesten ein, und den Pastor lädt er nicht ein – wo gibts denn sowas? Ganz einfach – weil es keinen Pastor gab in dem Sinne „einer, der den Hut aufhat“. Es gab Hirten. Unser Problem ist, dass wir Funktion mit Position verwechseln.
Wenn wir heute Pastor sagen, wir meinen „der, der den Hut aufhat“ und der alle managt und der sagt, wo es langgeht. Wenn das Neue Testament von Pastor, von Hirte spricht, dann meint sie einen Menschen mit einer bestimmten Persönlichkeitsstruktur, mit einer bestimmten Salbung. Das sind Menschen, die diesen Hirtendienst Jesu tun und sich um die Nöte von Menschen kümmern. Und das ist ein wichtiger Dienst. Und ich sage nicht, wir brauchen keine Hirten mehr. Ich sage, wir brauchen nicht mehr die One-Man-Show mit dem, der sich Pastor nennt und viele, viele Pastoren sind überhaupt keine Hirten. Sie sind etwas ganz anderes. Aber wir verwechseln Funktion mit Position. Und das ist unser Problem. Und das Neue Testament redet niemals von Positionen, es redet von Funktionen.
Und da gibt es Hirten. Und da gibt es Lehrer. Und da gibt es Menschen, die in verschiedenen Aspekten des Dienstes Jesu dienen. Und hier kommt Paulus zusammen und hat nochmal ein letztes Wort an sie. Und wir lesen hier:
Apg 20,27
denn ich habe nicht zurückgehalten, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen.
Paulus als Apostel kannte den ganzen Ratschluss Gottes. Heute gibt es verwirrte Leute, die nehmen eine Bibelstelle, die von etwas ganz anderem redet und sagen, „siehst du, nichtmal Paulus hatte den Plan – unser Wissen ist Stückwerk – also, der wusste auch nicht wo es langgeht“.
Paulus war ein Baumeister, er kannte den ganzen Plan Gottes. Und er hat den ganzen Ratschluss Gottes weitergegeben.
Apg 20,28a
Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der Heilige Geist euch als Aufseher eingesetzt hat, die Gemeinde Gottes zu hüten –
hier haben wir das Wort Pastor, aber als Verb, als Tätigkeit – Hirtendienst auszuüben – [4165] „poimainein“
Apg 20,28b
die er sich erworben hat durch das Blut seines eigenen Sohnes!
Paulus findet es für notwendig, diesen reifen Männern, die schon lange im Dienst sind und die Erfahrung haben und die die Gemeinde leiten und der Gemeinde vorstehen, daran zu erinnern, „Freunde, denkt dran, die Gemeinde gehört nicht euch“. Und immer wenn ein Pastor diese Lüge in sein Herz lässt, dass das „seine Gemeinde“ ist, dass das „seine Leute“ sind, fängt die Katastrophe an – immer.
Und ich habe viele Katastrophen miterlebt, habe viele versucht noch irgendwie zu lösen oder zu lindern oder irgendwie die Scherben wieder aufzusammeln. Und ich habe viele Katastrophen im Laufe der letzten 40 Jahre aus erster Hand miterlebt. Und immer beginnt es mit der Lüge, die ins Herz kommt, „das ist ja meine Gemeinde, das sind meine Leute“.
Warum wird ein Pastor böse wenn jemand sagt: „Danke für die Zeit hier, der Herr führt mich jetzt in eine andere Gemeinde“. Warum wird er böse? Nur deswegen, weil er sagt, das ist doch meiner – wie wagt er ist vor mir wegzugehen? Wie kann er so lieblos sein und so treulos sein? Nach allem, was ich für ihn getan habe – der sollte doch sein Leben lang mein Diener sein, und der geht jetzt einfach weg“.
Warum wird er böse? Weil er nicht verstanden hat, dieser Mensch gehört gar nicht mir, der gehört Jesus. Dienende Leiterschaft ist der Schlüssel. Dienende Leiterschaft bedeutet, wir bringen Menschen zu Jesus, und wir haben das Verlangen, sie stärker an Jesus zu binden. Und missbrauchende Leiterschaft wird immer Menschen an sich selber binden. Sie wird immer Menschen an sich selber binden.
Und das ist grundverkehrt, unsere erste und größte Loyalität gehört Jesus. Und es mag durchaus Phasen in deinem Leben geben, wo das Wort gilt: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“.
Apg 5,29
Petrus und die Apostel aber antworteten und sprachen: Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen.
Wiewohl das Wort Gottes sehr stark betont, dass gesunde Unterordnung auch bedeutet, in all den geistlichen Fragen, die die Bibel betrifft, sollen wir unserer Leiterschaft uns unterordnen und sollen ihnen gehorchen. Aber das gilt nur so lange wie sie Jesus nachfolgen und wie sie das Wort ernst nehmen. Und wenn sie abbiegen sollten und sollten Dinge tun oder verkündigen oder die Gemeinde in eine Richtung führen, die nicht mehr Gott gemäß ist, dann ist das Ende der Loyalität erreicht und dann ist die Frage: Jesus müssen wir mehr gehorchen – also was tun wir jetzt?